Qualifizierungsprojekt work&act unterstützt Menschen dabei ins Berufsleben (zurück) zu finden
Der Baustein zur Qualifizierung des Projekts work&act ist darauf ausgerichtet, Bürgerinnen und Bürger wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Während der letzten drei Jahre konnten 120 Teilnehmende an Qualifizierungsmaßnahmen im Pflegebereich sowie zur Hausmeister-Service-Assistenz teilnehmen. Parallel dazu wurde ein Theaterstück entwickelt und aufgeführt, wodurch die Teilnehmenden Fähigkeiten stärken konnten, die im Berufsalltag unverzichtbar sind. Unterstützend zur Seite stand ihnen dabei ein Team aus Pädagogen und Fachdozenten des Deutschen Erwachsenenbildungswerks gGmbH (DEB).
Die Zielsetzung Ihres Projektes ist es, Menschen (wieder) in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Wodurch unterscheidet sich Ihr Ansatz von den zahlreichen anderen Angeboten für Langzeitarbeitslose?
Generell konnten alle Arbeitssuchenden ab 27 Jahren teilnehmen, insbesondere aus einem der Sozialen-Stadt-Gebiete Giesing, Ramersdorf und Berg am Laim. Das Besondere an work&act ist, dass es sich eben nicht nur an Langzeitarbeitslose richtet, sondern auch an Berufsrückkehrer, Menschen ohne Schulabschluss oder auch solche, die noch nie einen Beruf ausgeübt haben.
Jetzt ist ja ein Theaterstück nicht gerade das, woran man als Erstes denken würde bei einer Maßnahme für Arbeitslose. Was steckt dahinter?
Der Grundgedanke ist, dass bei der Entwicklung und Aufführung eines Theaterstückes Fähigkeiten gefragt sind, die auch im Berufsleben sehr wichtig sind: freies Sprechen, Teamfähigkeit, selbstsicheres Auftreten. Es geht viel darum, über seinen Schatten zu springen. Vor allem für Nichtmuttersprachler stellt es eine große Herausforderung dar, sich auf eine Bühne zu stellen und in einer fremden Sprache etwas vorzuführen.
Deutschtraining ist ja auch Teil des Projekts. Würden Sie sagen, dass das Theater dazu beiträgt, die Sprache schneller zu lernen?
Ja durchaus, die Sprache wird hier viel intensiver und schneller gelernt. Ganz entscheidend ist das Miteinander, das zwischen Deutschen und Menschen mit Migrationshintergrund entsteht bzw. entstehen muss, um ein gemeinsames Stück auf die Beine zu stellen.
Bei work&act geht es in erster Linie darum, sich fachlich zu qualifizieren. Welche Qualifikationen konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwerben?
Es gab die Qualifikation zur Betreuungsassistenz und die zur Hausmeister-Service-Assistenz.
Wie sah denn die Unterrichtswoche für die Kurse aus?
Die Betreuungsassistenten hatten drei Tage Fachunterricht, der Hausmeisterkurs zwei Tage Fachunterricht und einen Tag Betriebspraktikum. An zwei Tagen pro Woche hatten beide Gruppen gemeinsam Theaterworkshop.
Wie waren denn die bereits vorhandenen Qualifikationen bzw. beruflichen Vorkenntnissen der Teilnehmenden? Ließ sich da ein Muster erkennen?
Nein, die Bandbreite war sehr groß: von ungelernten Personen ohne Schulabschluss bis hin zu Akademikern.
Was machen die Kursabsolventen jetzt?
Etwa 60 Prozent derjenigen, die die Qualifizierung abgeschlossen haben, haben danach einen festen Arbeitsplatz gefunden. Wir versuchen, nicht nur in den Qualifizierungsbereichen erfolgreich weiterzuvermitteln, sondern individuell auf die Leute einzugehen, je nach Qualifikationen und Fähigkeiten. Wir hatten öfter ausländische Teilnehmer mit Berufsausbildung oder Studium, die es sich erst nicht zugetraut haben, in Deutschland in ihrem Bereich zu arbeiten. D.h. oft geht es auch darum, den Menschen ihr Selbstvertrauen zurückzugeben.
Bei einer so intensiven Zusammenarbeit entwickelt sich doch bestimmt eine Beziehung zu den Teilnehmerinnen und Teilnehmern?
Ja, auf jeden Fall. Es passiert ganz häufig, dass Absolventen zu uns kommen und erzählen, wo sie jetzt arbeiten. Zu unseren Theateraufführungen kommen sogar heute noch Ehemalige aus unserem ersten theaterpädagogischen Projekt.
Ihr Projektpartner bei work&act war die Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung mbH (MGS), die die Soziale Stadt in Giesing, Ramersdorf und Berg am Laim begleitet, mit dem Teilprojekt zur Förderung der Stadtteilzentren. Wo zeigte sich die Verbindung bei work&act?
Wir arbeiteten eng zusammen bei der Vermittlung von Praktikumsplätzen – beispielweise für Hausmeister bei der Wohnungsbaugesellschaft GWG München, der Muttergesellschaft der MGS. In vom Leerstands- und Flächenmanagement organisierten Zwischennutzungen leerstehender Gebäude konnten wir einige unserer Theaterproben durchführen. Außerdem führten wir unsere Stücke auf Stadtteilfesten auf, die vom Stadtteilmanagement der MGS unterstützt wurden.
Nach dem dritten Qualifizierungsdurchgang war das Projekt work&act Mitte September 2018 zu Ende. Gibt es schon Ideen für eine neue Maßnahme?
Ja, durchaus. Die Stadt München hat sich beim ESF bereits mit einem neuen Projekt beworben und den Zuschlag glücklicherweise wieder erhalten. Starten wird das Projekt – mit den bewährten Projektpartnern DEB und MGS – voraussichtlich im Januar 2019.
Worum geht es da? Gibt es Parallelen zu work&act?
Es wird auch hier wieder eine Qualifizierung geben, diesmal zum „Alltagsbegleiter". Grundsätzlich wird das Programm offener gestaltet sein. Die vier Module: Alltagsbegleiter, Deutschtraining, EDV & digitale Qualifizierung und Bewerbungstraining können je nach Bedarf belegt werden. Flankiert werden die Module u.a. durch Theater.
Es wird also wieder ein Theaterstück geben?
Jein. Zwar wird der Theateransatz auch im neuen Projekt eine zentrale Rolle spielen, aber es wird kein ganzes Stück entwickelt, sondern einzelne Szenen. Das entspricht dem flexibleren Charakter dieser neuen Maßnahme. Prinzipiell können die Teilnehmenden ihre Stundenpläne sehr viel individueller gestalten.
Interview: Sophie Lierow, MGS
Kontakt work&act – Arbeitsmarkt:
Deutsches Erwachsenenbildungswerk
089 / 54 03 17 80
muenchen(at)deb.de
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