Allgemein

Das Sanierungsgebiet „Tegernseer Landstraße/Chiemgaustraße“ umfasst Teile von Obergiesing sowie Untergiesing mit einer Fläche von insgesamt 104 ha. Im Norden erstreckt sich das Gebiet südlich vom Ostfriedhof entlang der Tegernseer Landstraße, die dort das Stadtteilzentrum bildet. Im Westen reicht es bis zur Martin-Luther-Straße, im Osten bis zur Schwanseestraße und im Süden bis zum Scharfreiter- und Hohenschwangauplatz. Rund 16.700 Menschen (Stand 2010) mit sehr unterschiedlichem sozioökonomischen Hintergrund leben im Sanierungsgebiet Giesing.

 

 

Geschichte

Giesing wurde bereits im Jahr 790 als Kyesinga (abgeleitet vom Namen Kyeso oder Kyso) erstmals urkundlich erwähnt. Durch die Nähe zum immer bedeutender werdenden München wurde Giesing im Mittelalter zur Zuflucht für Tagelöhner, die in der Stadt kein Wohnrecht erhielten. In Giesing entstanden Einrichtungen, die anderswo wenig geschätzt waren, wie ein Irrenhaus, ein Krankenhaus und ein Friedhof. Die 1818 gegründete Landgemeinde Giesing wurde 1854 nach München eingemeindet und 1936 unterteilt in den heutigen Stadtbezirk 17 Obergiesing und den Stadtbezirk 18 Untergiesing-Harlaching.

Das Arbeiterviertel Giesing war 1919 Schauplatz von Gefechten zwischen der „Roten Armee“ und Weißgardisten (und Freikorps). Hunderte von vermeintlichen und echten Unterstützern der Münchner Räterepublik wurden niedergemetzelt. Die 1892 erbaute Strafanstalt Stadelheim war später auch in der NS-Zeit berüchtigt. Allein 1.200 Hinrichtungen durch Strang und Fallbeil sind während dieser Zeit dokumentiert. Die letzte Hinrichtung fand am 13. April 1945 statt.

Mit Beginn der Nachkriegszeit setzte durch den Wiederaufbau kriegszerstörter Wohnhäuser und die Erschließung von Baulandreserven eine rege Neubautätigkeit ein, rund drei Viertel des Wohnungsbestands wurden nach 1948 erbaut. Nur noch in Alt-Giesing, vornehmlich um die 1886 an der lsarhangkante erbaute neugotische Hallenkirche Heilig Kreuz, haben sich einzelne historische Vorstadtensembles erhalten. 1937 wurde von der Pfarrei Heilig Kreuz ein neuer Kuratiesprengel abgetrennt, der ab 1941 die selbstständige Pfarrei „Maria Königin des Friedens“  bildete. Die zugehörige Pfarrkirche (erbaut: 1936 bis 1937) ist ein Werk von Robert Vorhoelzer, der in München ansonsten durch seine Postbauten und als Lehrstuhlinhaber an der Technischen Universität bekannt geworden ist. Abgesehen vom Ostfriedhof, dem Friedhof am Perlacher Forst und dem Weißenseepark verfügt Obergiesing kaum über nennenswerte Grünflächen. Zwischen der Perlacher Straße und der Tegernseer Landstraße konzentrieren sich Industrie- und Gewerbeflächen.

Die städtebauliche Struktur ist in Obergiesing sehr heterogen. Einfamilienhaus- und Kleinsiedlungsviertel wechseln mit Gebieten aufgelockerten Geschosswohnungsbaus und verdichteter Blockbebauung. Inzwischen hat der Dienstleistungssektor das produzierende Gewerbe in Bezug auf die Zahl der Arbeitsplätze überholt. Wie in anderen ehemaligen Arbeiter- und Handwerkervierteln hat sich auch in Obergiesing die Sozialstruktur mittlerweile ausgeglichen, doch sorgt ein relativ günstiges Mietniveau dafür, dass der Wohnraum in Obergiesing auch für einkommensschwächere Bevölkerungsgruppen und Familien mit Kindern noch bezahlbar ist. Der Ausländeranteil liegt daher im oberen Bereich der Münchner Bezirke.